1250 Jahre Bistum Eichstätt (745 -1995) Quelle: Josef Pinke Eichstätt
Eichstätt zählt zu den kleineren der 27 Bistümer in Deutschland, liegt mit seiner überwiegend ländlichen Struktur im Herzen
Bayerns und grenzt an die Bistümer Augsburg, Bamberg und Regensburg. Nach kirchl. Tradition war die Gründung im Jahre 745 durch den HI. Willibald (700-787), der als angelsächsischer Mönch 740 durch Bonifatius, den Apostel der
Deutschen, in Eichstätt zum Priester und 741 in Sülzenbrücken (bei Erfurt) zum Bischof geweiht worden war. Es galt im neuen Bistum den Glauben zu vertiefen oder erstmals zu verkünden und christliches Leben zu stärken. Um 751
gründete sein Bruder (Hl. Wunibald) das Kloster Heidenheim. Nach dessen Tod (761) fügte beider Schwester (Hl. Walburga) ein Nonnenkloster hinzu und wurde dort Äbtissin (+779). Etwa 100 Jahre später kamen ihre Gebeine nach
Eichstätt (Kloster St. Walburg, Benediktinerinnen seit 1035). Ihre Verehrung als Bistumspatronin breitete sich weit über Mitteleuropa aus. In der Diözese wirkten weiter: HI. Sola (Solnhofen), HI. Sebald (Nürnberg) und die Sel.
Stilla (Abenberg). Willibald starb am 07. Juli 787 (beigesetzt im Dom, Heiligsprechung durch Bischof Reginold, 989). Bald wurde er Stadt- und Diözesanpatron. Noch zu seinen Lebzeiten (778) verfaßte die Nonne Hugeburc im Kloster Heidenheim
seine Lebensbeschreibung. Vom Ende des 8. Jh. gehörte das Bistum zur Kirchenprovinz Mainz und kam 1802 zu Bayern. Seit dem 9. Jh. verliehen die Päpste als Auszeichnung das "Rationale", das Willibald der Legende nach von Bonifatius erhielt. Es
wird über den Meßgewand auf den Schultern getragen und enthält die lateinischen Namen der drei "göttlichen Tugend" Fides (Glaube),Spes (Hoffnung) und Caritas (Liebe) sowie der vier "Kardinaltugenden" Prudentia (Klugheit), Fortitudo
(Tapferkeit), Temperantia (Mäßigung) und Justitia (Gerechtigkeit). Heute ist es nur noch zuerkannt den Erzbischöfen von Krakau und Paderborn sowie den Bischöfen von Nancy/Toul und Eichstätt, die damit den Anspruch auf das
Stellvertreteramt des Erzbischofs von Mainz begründeten. Als einer der wenigen Deutschen wirkte Bischof Gebhard 1. als Papst Viktor II. (1055/57). Bischof Gundekar II. (1057/75) ließ das nach ihm benannte "Pontifikale"(Prachtkodex
Gundekarianum) schreiben, geschmückt mit Miniaturen. Zu dieser Zeit stammten 14 Bischöfe in Deutschland und Italien aus den Eichstätter Domkapitel, denn die Domschule besaß vom 11./15.Jh. großes Ansehen. Vom 13. Jh. bis 1802
(Säkularisation) waren die Bischöfe gleichzeitig Fürsten in einem Teil der Diözese (Fürstbistum/Hochstift). Das Priesterseminar wurde 1564 errichtet (Collegium Willibaldinum). Den einst weitberühmten Terrassengarten an der
Willibaldsburg (Hortus Eystettensis) ließ Fürstbischof Konrad von Gemmingen (1595-1612) anlegen (Kupferstichwerk von Besler, 1613). 1821 kam Eichstätt zur neuerrichteten Kirchenprovinz Bamberg. Seit 1843 gibt es in Eichstätt die
Phil.-Theol. Hochschule, berühmt als eine Art Zentralseminar von 1873 bis zum Ende des Jh. für Deutschland und darüber hinaus (ab 1980 in der kath. Universität, einzige im deutschsprachigen Raum). In der Reihe der bisher 79
Nachfolgebischöfe sollen stellvertretend aus der neueren Zeit genannt werden: Konrad Graf von Preysing 1932/35 (Bischof in Berlin 1935/50, Kardinal ab 1946), Michael Rackl 1935/48, Josef Schröffer 1948/67 (dann Kurie in Rom, Kardinal 1976,
Grabstätte im Dom, +1983), Alois Brems 1968/84 (Eichstätter, Grabstätte in Dom, +1987), Dr. Karl Braun 1984/95 (ab 28. Mai 1995 Erzbischof in Bamberg). Der kunstvolle Reliquienschrein aus dem Jahre 1745 (Gold, Silber und Glas) mit den
Gebeinen des hl. Willibald wurde nach 113 Jahren am 03. Juni 1994 im Kloster St. Walburg geöffnet. Die Knochen untersuchte ein Anthropologe. Dann wurden sie in Alkohol gereinigt, mit Schellack präpariert und von Schwester Lucia einzeln in
Seidensäckchen eingenäht, beschriftet auf Pergament in Deutsch und Latein. Geschmückt sind die Gebeine mit Perlmutt, Glas- und Granatperlen, Korallen und echter Goldspitze. Der in München gereinigte Schrein ist an vier Enden wieder
mit Silberdrähten und roten Lack versiegelt.
Den Auftakt für das Bistumsjubiläum bildete das Kirchweihfest 1994, bei dem Bischof Braun in Konzelebration mit Abt Hanke (Plankstetten), dem Domkapitel und Vertretern der Dekanate einen
festlichen Gottesdienst im Eichstätter Dom feierte. Zahlreiche Repräsentanten aus dem kirchlichen, kulturellen und politischen Leben nahmen teil. Am Ende der Messe sandte er zwei Schaugefäße mit Willibaldsreliquien in die Pfarreien
der 15 Dekanate als kostbares Andenken an den Diözesanpatron. Meilensteine der Bistumsgeschichte zeigte eine Wanderausstellung in 15 Stationen mit Abschluß in der Johanneskirche. Auch eine Jubiläumsmünze, ein Kalender so wie ein
Post-Sonderstempel wurden verausgabt. In Zusammenarbeit von Diözese und bildenden Künstlern fand eine Ausstellung statt. Die Umsetzung des Mottos erfolgte auch in Bildungsveranstaltungen, Wallfahrten und Gottesdiensten sowie einen
Programmheft als Wegweiser für das Fest der Begegnung. Die Jubiläumsfeier begann am Samstag, dem 08. Juli 1995, mit einer Jugendvesper in der Schutzengelkirche. Höhepunkt war dann am Sonntag, dem 09. Juli, der Pontifikalgottesdienst
(Live im Fernsehen) um 09.30 Uhr auf dem Residenzplatz mit Erzbischof Dr. Karl Braun (Bamberg), den Bischöfen Reinelt (Dresden-Meißen) und Valerian D'Souza (Poona/Indien), Abt Hanke, Administrator Lederer, Domdekan Hopfenbeck und Dekan Risch
(Ingolstadt). Die Abschlußfeier um 15.30 Uhr mit der Festansprache des ehem. Kultusministers Prof. Dr. Hans Maier gestalteten u. a. mit eine Tanzgruppe (Poona), das Gnadenthal-Gymnasium (Ingolstadt) und ein Ensemble des Gabrieli-Gynnasiuns. Ein
Glückwunschschreiben übermittelte Papst Johannes Paul II. aus Rom. Eine stählerne Zeittruhe, gefüllt mit Dokumenten und Lebensäußerungen der 15 Dekanate und des Bistums in je einem Holzkästchen kam für die
Nachwelt ins Diözesanmuseum. Abschließend forderte Dompropst Prof. Dr. Josef Lederer (Mitglied im Bayer. Senat seit 1988, Träger des Bayer. Verdienstordens seit 13. Juli), gewählt als Diözesanadministrator für die Zeit der
Sedisvakanz: "Lassen Sie die Menschen spüren, daß Sie mit einer Verheißung unterwegs sind und aus ihr leben!" "Unterwegs mit einer Verheißung", so lautete das Jubiläumsmotto als ein fröhliches Erkennungszeichen. Unterwegs sind alle Menschen, die Sinn in ihrem Leben suchen und finden.
(Eichstätt, im Juli 1995)