26.22.1953 80 Jahre Verschönerungsverein Eichstätt
Morgen Freitag soll der Verein wieder ins Leben gerufen werden
Alle noch so kleinen Städtchen, ja sogar viele Marktflecken und Dörfer haben heute ihren Verschönerungsverein und bemühen sich, ihren Ort und seine Umgebung möglichst reizvoll zu gestalten. In Eichstätt wurde bereits vor 80 Jahren, im April 1873, ein "Verein für Verschönerung von Eichstätt und Umgebung" als "Anerkannter Verein" gegründet und der Kgl. Bauamtmann Zeller zu seinem 1. Vorstand gewählt. Ihm folgten in diesem Amte von 1879 bis 1894 der Kgl. Hauptmann a. D. Bausenwein, 1894 Landtagsabgeordneter Zimlich, 1895 Rechtsanwalt Frank, 1896 bis 1903 der Kgl. Reallehrer Klauer und 1903 bis zu seinem Tode 1917 der Kgl. Generalmajor a. D. Ulrich. Nach dem 1. Weltkriege übernahm 1918 Stadtkämmerer Eichiner die Vorstandschaft, aber schon im nächsten Jahre 1919 wurde die Leitung des Vereins Herrn Major Ritter Franz von Hofer anvertraut, der bekanntlich vor kurzem seinen 80. Geburtstag feiern konnte, im gleichen Jahre also wie der von ihm so lang betreute Verein.
In den 8 Jahrzehnten seines Bestehens hat der Eichstätter Verschönerungsverein viele ungemein wertvolle Arbeit geleistet. So wurden beispielsweise in den Jahren 1903 bis 1913 unter Generalmajor Ulrich verschiedene Grundstücke, besonders Ödflächen in der Umgebung der Stadt angekauft und ebenso wie die damals noch kahlen Hänge am Neuen Wege weitgehend bepflanzt, wozu 2800 Laubholzbäume wie Linden, Ahorn, Kastanien usw., 9000 Gesträucher und 69 000 Waldpflanzen Verwendung fanden. Von den großen Verdiensten, die sich Herr Major v o n Hofer um die Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung erwarb, sei nur die Schaffung des so beliebten Altmühlweges hervorgehoben. Wie sehr der Verein bei allen Eichstättern in Ehren stand, zeigt die Tatsache, daß er in seiner besten Zeit, unmittelbar vor dem 1. Weltkriege, 353 Mitglieder zählte.
Es ist klar, daß schon der 1. Weltkrieg den Verein aufs empfindlichste schädigte. Auch im 2. Weltkrieg mußte er seine Tätigkeit einstellen und seitdem ist er noch nicht wieder zu neuem Leben erwacht. Der Hauptgrund hiefür liegt darin, daß der bisherige Vorstand, Herr Major von Hofer, infolge seines hohen Alters nicht mehr in der Lage ist, die Geschäfte des Vereins zu führen. Wohl wurde in den vergangenen Jahren einige Male versucht, den Verein zu neuer Tätigkeit zu erwecken, aber aus verschiedenen Gründen führten diese Versuche bis jetzt zu keinem Erfolg. Nunmehr ist aber alles so weit vorbereitet, daß wie schon angekündigt, morgen endgültig die Neugründung erfolgen kann. Daß gerade Eichstätt einen rührigen Verschönerungsverein sehr nötig hat, ist über jeden Zweifel erhaben. Nur sehr wenige Städte Deutschlands besitzen eine so schöne Umgebung, aber nur sehr wenige haben noch so viel ungepflegtes Land in ihrer nächsten Nähe. Denken wir nur z. B. an die zum Teil recht häßlichen Hänge zwischen der Weinzierlsiedlung und dem Doktorberg, die ebenso schön gestaltet werden könnten wie der Hang am Neuen Weg.
Wir dürfen hoffen, daß sich morgen der geschäftliche Teil der Versammlung rasch und reibungslos abwickeln wird. Dann wird uns Herr Studienassessor Ablaßmaier je nach der zur Verfügung stehenden Zeit noch prächtige Farblichtbilder zeigen, die er von seinen Reisen nach Sizilien und an den Rhein mit nach Hause brachte.
Alle, die an der Verschönerung Eichstätts und seiner Umgebung Interesse haben, nicht zuletzt die Flüchtlinge, denen Eichstätt zur zweiten Heimat geworden, seien nochmals aufs freundlichste eingeladen, morgen Freitag um 20 Uhr zur Neugründung des Verschönerungsvereins in den Herzogbräu zu kommen.