EK-Archiv, Quelle J. Ettle

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10. März 1911
Eichstätt, 10. März. Die vergangenen Mittwoch abgehaltene diesjährige Mitgliederversammlung des Verschönerungs-Vereins wurde anstelle des leider durch Krankeit am Erscheinen verhinderten 1. Vorstandes, Hrn. General Ulrich, von dem 2. Vorstande, Hrn. Hochschulprofessor Dr. Schwertschlager geleitet. Derselbe überbrachte zunächst die Grüße des Herrn Generals und knüpfte daran die höchst erfreuliche Mitteilung, daß dieser sich auf dem Wege der Besserung befindet, sodaß die Hoffnung besteht, daß er in absehbarer Zeit die Leitunng der Vereinsgeschäfte wieder übernehmen könnte. Der Verlust des Hrn. Generals wäre nicht bloß ein Unglück für den Verein, sondern geradezu eine Katastrophe, denn er sei für denselben nicht nur unermmüdlich tätig, sondern bringe für ihn auch noch ganz bedeutende materielle Opfer. Übergehend zum Jahresbericht, der an der Hand von Notizen des Herrn Generals erstattet wurde, konstatierte der Versammlungsleiter zunächst mit Genugtuung, daß die Zunahme der Vereinsmitglieder (jetzt 344) gegen das Vorjahr wiederum 10 betrug. Gestorben sind 10 Mitglieder, zu dessen Ehrung sich die Versammlung von den Sitzen erhob.
Korporative Mitglieder sind das bischöfl. Seminar, das Eng. Fräulein-Institut under der Obstbau-Verein. Die Einnahmen betrugen 1104.30 Mk., die Ausgaben 1016,54 Mk. Es verbleibt ein Aktivrest von 87,76 Mk. Dem Kasier Herrn Ludwig Brönner wurde für die umsichtige Kassaführung nicht nur Decharge erteilt, sondern auch der wohlverdiente Dank ausgesprochen. Beim Residenzplatz kehrte die alte Klage wieder, daß derselbe fortwährend als KInderspielplatz dienen muß, weshalb die Ausgaben für Blume ec. ec. aufs notwendigste beschänkt wurden. Auf der Schießstätte wurden die Wege viel gebessert, ein neuer Fußsteig im Tälchen oberhalb dem Ochsenkeller zum Adamsberge angelegt; auch ist sehr viel für Anpflanzungen geschenen. Der Unterhalt des Weges am Luderbuckkreuz wurde wieder unterstützt durch Herrn Brauereibesitzer Herzog und Herrn Brauereibesitzer Dietrich durch Kiesbeifuhr. Der obere Siechhofweg wurde gut in Stand gesetzt, ein von der Stadt angekaufter Acker oberhalb der Gasanstalt aufgeforstet und an verschiedenen Stellen einige Bäume in Gruppen gesetzt. Der Rebdorfer Weg konnte durch das Entgegenkommen des Hrn. Regierungsrates Düll völlig neu hergestellt werden. Auch konnten auf denselben mehrere Baumsorten und ca. 500 Kiefern gesetzt werden. Die ohnehin billige Rechung wurde noch vermindert durch eine Beisteuer der Rebdorfer Vereinigung (30 Mk.) so daß dem Vereine nur noch 16 Mk. Kosten erwuchsen. Dem Herrn Regierungsrat Düll wurde ganz besonderer Dank ausgesprochen. Aug dem Neuen Weg, Wintershoferweg, Herzogkeller wurden bedeutende Verbesserunge vorgenommen und reichlich Nachpflanzungen gemacht. Hinsichtlich des vorjährigen Wunsches, den sogen. Steinbrecherweg über die neue Straße herab forzusetzen, hat das Straßenbauamt versprochen, diesen Weg an der neuen Straßenstrecke selbst zu richten; so daß die Fortsetzung leicht sein wird, die Ausführungen des oft gewünschten Felsenweges war leider noch nicht möglich, da vertragsgemäß auf den Ackerresten oberhalb der neuen Straße kein Fußweg angelegt werden darf. Für Anpflanzungen oberhalb der neuen Straße und am Wintershofer Weg ist heuer sehr viel geschehen, so daß weiterhin da und odrt nur Nachpflanzungen nötig sind. Überhaupt wurden in diesem Jahre 240 Bäume und 2400 sonstige Pflanzen, insbesondere Waldpflanzen angepflanzt. Der Stand aller Pflanzengattungen war ein sehr guter. Auf Vermittlung des Vereins gelange es, die Stadtvertretung zum Ankauf mehrerer Grundstücke nächst dem Prinzensteig zu bewegen, deren Anpflanzung für 1911 gepalnt ist. Auch auf dem Adamsberg können ab 1911 einige Grunstücke bepflanzt werden, da dieselben im Stadtbesitze sich befinden und nicht mehr verpachtet werden. Dringend zu Wünschen wäre die Erhaltung des Stadtbildes am alten Graben, dessen Einfüllung im vorigen Jahre durch eine Eingabe an den Stadtmagistrat verhindert wurde. Das Stadtbild hat schon gelitten durch die Einfüllung des sogen. Zwingers. Der Verein wurde vom Magistrat ersucht, Aufzeichnungen schutzwürdiger Naturgebilde auf Anordnung der Regierung zu machen. Es wurden verschiedene Mitglieder gebeten, behilflich zu sein. Da der Vorstand nicht in der Lage war, selbst tätig zu sein, wurden die Herren gebeten, soweit nicht schon geschehen, ihre Vorschläge direkt am Magistrat zu machen. Die Vorstandswahl erfolgte auf Vorschlag des Hrn. Rechtsanwalts Käppel per Akklamation und wurde die bisherige Vorstandsschaft wiedergewählt. Dieselbe besteht demanch aus den Herren General Ulrich 1. Vorstand, Hochschulprofessor Dr. Schwertschlager 2. Vorstand, Pfarrer Pracht Schriftführer, Juwelier Brönner Kassier, Stadtkämmerer Eichiner, Forstmeister Garreis, Hochschulprofessor Dr. Lochner Freiherr von Hüttenbach Beisitzer.
Von den Wünschen und Anträgen die im Laufe des Jahres 1911 berücksichtigt werden sollen, heben wir folgende herovor. Durch eine Eingabe an den Stadtmagistrat soll der Kinderspielplatz am Residenzplatz, wenn möglich, gänzlich beseitigt werden. Der Winterhofer Weg soll einige Verbesserungen erfahren. Die Aufforstungen, die nunmehr immer näher an die Stadt kommen, sollen nicht mehr regelrecht wie bisher, sondern in Gruppen betätigt werden. Auch sollen einige Raseplätze angelegt werden. Hr. Forstmeister Gareis hat im nächsten Jahr 500 Roteichen, sog. amerikanische Eichen abzugeben, die bis zum Spätherbst ein tiefrotes Laub haben und infolgedessen schöne Zierbäume sind. Von der Vorstandschaft wurde zugesichert, daß die Sache so gemacht wird. Die Mauer an der Nordseite des Rebdorfer Weges oberhalb der Stadt wird fortwährend durch die Schuljugend beschädigt. Es sollen Mittel und Wege gesucht werden, wie diese Beschädigungen hintangehalten werden können. Am besten wäre es, wenn die ganze Mauer beseitigt werden könnte. Auf dieses kostspielige Experiment wird sich jedoch der Besitzer derselben nicht einlassen. Empfohlen wurde die Begrünung der kahlen Anfuhr unterhalb der Weißenburger Straße auf dem Wege zum Herzogkeller. Die Erfüllung eines weitern Wunsches um Anlegung eines Weges vom Prinzensteig zur Willibaldsburg konnte nicht in Aussicht gestellt werden, da die betreffenden Ackerbesitzer hiefür durchaus nicht zu haben sind, wie frühere Bemühungen nach dieser Richtung hin dargetan haben. Die kahle Stadtmauer entlang dem Kloster St. Walburg, sowie die alten Türme sollen mit Epheu bepflanzt werden, während auf dem Residenzplatz wieder hochstämmige Rosen angepflanzt werden sollen, wie das früher der Fall war. Damit hatte die Versammlung ihr Ende erreicht.


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