EK-Archiv, Quelle J. Ettle

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18. Feb. 1910
Eichstätt 18. Febr. Verschönerungsverein Die am vergangenen Mittwoch im Herzogbräusaale abgehaltene diesjährige Mitgliederversammlung des Verschönerungsvereins gab sowohl durch den serh zahlreichen Besuch als auch durch die rege Anteilnahme der Erschienenen an allen zur Besprechung gelangten Fragen erfreulichen Beweis dafür, wie sehr das Wirken des genannten Vereins geschätzt wird. Mitgliederstand und Rechnungsabschluß sind aus unserem letzten Dienstagsblatte beigegebenen Berichte bekannt. Infolge eines höchst unliebsamen Versehens wurde im Mitgliederverzeichnis der Name des Herrn Majors und Bataillonskommandeurs Steinbauer, der seit seinem Hiersein dem Verein angehört, ausgelassen. Die Zunahme der Vereinsmitglieder - jetzt 334 - gegen das Vorjahr betrug wiederum 15. Durch den Tod verlor der Verein im vergangenen Jahr ein Mitglied, den Herrn Gymnasialprofessor Emminger, seiner sowie des verstorbenen Herrn Professors Klauer wurde ehrend gedacht. Klauer stand 1896 - 1903 an der Spitze des Vereins und wirkte hier, wie seitens des Vorstands Herrn General Ulrich hervorgehoben wurde, trotz seiner vielen Verpflichtungen mit größter Hingabe und mit schönstem Erfolge. Die Ahorn-Allee von Wintershof über Hohes Kreuz zum Herzogkeller soll dauernd den Namen Klauerweg führen. Aus dem umfassenden Geschäftsberichte, den der Herr General über das vergangene Jahr gab, führen wir hier nur das wichtigere an. Hinsichtlich des Residenzplatzes kehrte die alte Klage wieder, daß er zu sehr als Tummelplatz der Jugend benützt wird. Vom Ochsbräukellerweg aus wurde ein neuer Fußpfad den Hang hinauf über den Adamsberg angelegt. Für Instandhaltung der Wege in der Anlage konnte Dank dem Entgegenkommen der Herren Brauereibesitzer Herzog und Dietrich, von denen der erstere wieder sein Fuhrwerk, der letztere Kies unentgeltich zur Verfügung stellte, vieles geschehen. Am neuen Weg wurde der Aufstieg von der Westenvorstadt her gebessert, der Abstieg vom hohen Kreuz zum Herzogkeller verlangte auch viel Arbei; gründlich gerichet wurde ferner der obere Siechhofweg und ein Teil des Luderbuckweges. Im ganzen unterhält der Verein jetzt Wege mit einer Gesamtlänge von über 20 Kilometern. Recht viel geschah wieder für Pflanzungen: An mehre Stellen sowohl auf der Siechhofseite wie auf den Hängen zwischen Schießstätte und Ochsbräukeller wurden Baumgruppen gepflanzt. Mit berechtigtem Danke wurde hervorgehoben, daß Herr Fabrikant Gustav Mayer das Geld nicht scheute, durch den Verein seine Grundstücke zwischen der Anlage und Prinzensteig aufforsten zu lassen. Der Vorstand bat, es möchten diesem Vorbilde andere Grundbesitzer folgen und die Mittel hergeben, damit noch manche als Ackergrund weniger wertvolle Gemeindeteile und Ödungen durch den Verein mit Bäumen und Gebüschen oder kleineren Gehölzen gepflanzt werden können. Erfreulicherweise erklärten gleich nach der Einladung einige Herren sich bereit, für einer derartige gewiß begrüenswerte Belebung und Verschönerung kahler Hänge aus ihren Mitteln aufzukommen. Die Bepflanzung der oberhalb der neuen Weißenburger Straße gelegenen, vom Staate der Stadt überlassene Ackerreste wurde heuer in Angriff genommen, es diente dazu der seinerzeit von der verehrlichen Liedertafel aus dem Erlöse eines Konzertes in so überaus liebenwürdiger Weise zur Verfügung gestellten Geldbetrag. Wie viel in den letzen 6 Jahren für Anpflanzungen überhaupt geschehen ist, zeigen am besten die vom Vorstand mitgeteilten Zahlen: Verschönerungsverein, Stadt und Obstbauverein, ferner Private auf Anregung erstgenannten Vereins hin haben in diesen Jahren zusammen 1800 Bäume, 50000 Wald- und 9000 Gesträuchpflanzen gepflanzt. - Bänke hat der Verin bis jetz 89 aufgestellt, ihr Unterhalt - zwei wurden heuer wider böswillger Weise arg beschädigt -kostet so viel, daß künftig hin neue Bänke nur mehr gemäß Beschluß der Mitgliederversammlung aufgestellt werden sollen. - Zum erstenmale konnten im vergangenen Jahre Prämien für erfolgreiche Anzeigen über mutwilliges Abbrennen von Hecken verteilt werden. - Von den Anträgen, die im Laufe des Abends noch gemacht wurden, können wir hier nur die wichtigsten berühren. Einstimmigen Beifall fand der von Herrn Pfarrer Pracht gestellte, von Herrn Oberlandesgerichtsrat Gareis und Forstmeister Gareis unterstützte Antrag, der Verschönerungsverein wolle für das im nächsten Jahr hier zu errichtende Kriegerdenkmal pro 1910 und 1911 je 50 Mk. Zuschuß spenden. Der Antrag nahm Bezug auf die zu diesem Zwecke in vorbildlicher Weise gespendete Gabe der Alpenvereinssektion Eichtätt und betonte, daß gerade der Verschönerungsverein hier ebenfalls mit gutem Beispiel vorangehen müsse, vom Standpunkte vaterländischen Empfindens wie vom Geschichtpunkte der Verschönerung unseres Stadtbildes auch gleich sehr zu begrüßenden Unternehmen möglichst Unterstützung zuzuwenden. Dem Fremdenverkehrs-Verein Eichstätt wurde ein Zuschuß zu einem neuen Plakat, dessen hübscher von dem Kunstschüler Kolbrand ausgeführter Entwurf vorgezeigt wurde, in Aussicht gestellt. Die Art und Weise, wie der schon im Vorjahr ins Auge gefaßte Fußpfad zu den Felspartien oberhalb der neuen Weissenburger Straße allenfals in Angriff zu nehmen wäre, wurde dem Ausschuß überlassen. Den Abschluß der Versammlung bildete die auf Anregung des Herrn Oberlandesgerichtsrates Gareis vorgenommen Wiederwahl bisheriger Vorstandsmitglieder, aufdie Hr. Rentamtmann Yblagger unter waren Dankeswortes ein Hoch ausbrachte.


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