Eichstätt 12. April 1897
(Unlieb verspätet.) Am 30. März lfd. Js. fand in dem oberen Saale der Seminarbrauer die ziemlich gut besuchte Generalversammlung des hiesigen Verschönerungsvereins statt. Der erste Vorstand, Herr Reallehrer Klauer, gab zunächst den Mitgleiderstand bekannt, der sich im Jahre 1896 auf 174 beziffert hatte. Er hob dabei besonders hervor, daß hievon mehr als 107 Prozent der Beamtenschaft und Geistlichkeit angehören und nur der kleinere Theil der Bürgerschaft. Es ist dies nun allerdings ein sehr unerfreuli9ches Mißverhältnis und es wäre nur sehr zu wünschen, daß sich in Zukunft die Antheilname der Bürgerschaft an den Bestrebungen dieses gewiß idealen Vereins lebhafter gestalten möchte Wir genießen doc Alle gleichmäßig die hübschen Anlagen, Wege, Alleen und dergl., welche der Verein herstellt und erhölt und da ist es wohl nur billig und recht, das Jeder der mitgenießt
auch nach Kräften zu den Lasten des Vereins mit beiträgt und es ist dies bei dem Bürger, der in der Regel seßhaft bleibt und zeitlebens den Genuß von den Schöpfungen des Vereins hat, mindeßtens so gut am Platze, als bei dem Beamten, der sich in der Regel nur eine gewisse Zeit seines Wirkens in hiesiger Stadt aufhält. Der Jahresbeitrag von zwei Mark ist gewiß bescheiden genug bemessen, daß die weitesten Kreise der Einwohnerschaft ihn erschwingen können! Und je mehr Mitglieder der Verein bekömmt, desto mehr ist erm im Stande zur Verschönerung unserer guten Stadt zu leisten! Es geschieht ja auch jetzt schon sehr viel wie die im Nachstehenden zu besprechenden Leistungen des Vorjahres und die projektierten Unternehmungen des laufenden Jahres bekunden - allein im Vergleich mit anderen, selbst viele kleineren Communen - wir dürfen nur unsere Nachbarstadt Pappenheim vergleichen, könnte und sollte bei regerer Antheilname der Bevölkerung vie, viel mehr geleistet werden.
Was nun die oben berührten Leistungen des Vorjahres anlangt, so sind von zwölf in der @eneralversammlung vom 10. März 1896 beschlossenen Projekten für Wegeherstellung und Verbesserung elf im laufe des Jahrfes 1896 mit einem Kostenaufwand von 508 M. 20 Pfg. ausgefüührt worden. Hierher gehört der Weg zur Muttergottesstatue, die Unterhaltung der Anlage bei St. Walburg, der Kirchenalleeweg, die Verschönerung des Residenzplatzes durch Anpflanzungen, der Gaisbergweg, der Spazierweg am Fuße der Willibaldsburg, der Weg über die Schießstätte Anpflanzungen beim hohen Kreuz, Aufstellung von Sitzbänken ec. Nur ein Projekt, die Herstellung des sog. Lutterbuckweges (beim Haspelkeller) konnte wegen des anhaltend schlechten Wetters im Sommer 1896 nicht ausgeführt werden. Derselbe wird aber im Laufe dieses Jahres hergestellt. Außerdem ist für das Jahr 1897 geplant: die Anstrebung einer passenden Umfriedung des bei Residenzplatzes, etwa mit Ketten, die von Löwenköpfen getragen werden - wie dies früher die Umgrenzung des Residenzplatzes bildete, die Verbesserung des Weges von Wintershof zum Cholerakreuz und der Versuch einer Alleeanpflanzung dortselbst, die Markierung bei Weges oder vielmehr der Wege zur Waldhütte, die herstellung des oberen Herzogkellererweges, die Verbesserung der Wege in der Anlage, dann des Gaisbergweges, Schießstattweges, des Weges bei der Wolfsdrossel, der Kirschenallee, die Neuherstellung und Ausbesserung von Bänken ec. Die Gesammtausgaben für dieses Jahr sind auf ca. 570 M. etatifirt. Die Einnehmen werden theils aus den Mitgliederbeiträgen, theils aus eine Zuschusse der Stadtkammer gebildet, welch letzterer um so gerechtfertigter ist, als ja der Verschönerungsverein eine Reihe von Augaben erfüllt, die außerdem eben von der Stadtgemeinde aisgeführt werdem müßten. Und dann handelt es sich ja um lauter Unternehmungen, die der gesammten Einwohnerschaft zu Gute kommen!
Möge nur auch die, wie oben angedeutet, diese Einwohnerschaft die Bestrebungen des Vereins nach Kräften fördern und unterstützen. Sie kann dies auf doppelte Weise tun. Einmal durch den Beitritt zum Verein, dann aber auch - und diese Art Unterstützung des Vereins ist auch dem Aermsten möglich - durch Schonung der Anlagen des Vereins, Fernhaltung jeder Beschädigung an Wegen, Bäumen und Bänken, Ueberwachung und Belehrung der Kinder, daß sie nichts muthwillig beschädigen, Anzeige jeder muthwilligen und bubenhaften Zerstörung und Beschädigung (es sind auch Prämien für derartige Anzeigen vom Verien ausgesetzt) und durch Reinhaltung aller Wege, Plätze und Anlagen. Auch die Schulen können durch forwährende eindringliche Belehrung und Ermahnung der Jugend im obigen Sinne recht viel Ersprießliches leitsten. Helfen so alle Faktoren einträchtig zusammen, dann kann und muß der Verschönerungsverein seine idealen Ziele erreiche, unserer lieben Vaterstadt zur Ehr' und Nutzen! Aus dem weitern Verlaufe der sehr animirten Generalversammlung vom 30. vor. M. ist schließlich noch zu erwähen, daß der vorjährige Ausschuß, gebildet aus den Herren Reallehrer Klauer (erster Vorstan) Fabrkant und Landtagsabgeordneter Zimlich (zweiter Vorstand), Lyzealprofessor Dr. Frhr. Lochner von Hüttenbach (Kassier) Lyzealprofessor Romstöck (Schriftführer), die Herren Forstmeister v. Axthalb, Goldabeiter Brönner und Baurath Velhorn (als Beisitzer) mit Einstimmigkeit per acclamationem wiedergewählt wurde.