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Gottesackergasse 16, Hausgeschichte, Magdalena Schick/Brun Appel 1998, mit Quellenangabe: Staatsarchiv Nürnberg, Staatsarchiv München: Außenstelle Eichstätt, Stadtarchiv Eichstätt, Stadtbauamt Eichstätt, Diözesanarchiv Eichstätt.

1551 erste Erwähnung des Gartens zur Osten. Lehen des Klosters Rebdorf, Besitzer Matthes Maier. Jährlicher Zins 3 Schilling, Zinszahlung ans Kloster Rebdorf belegt bis 1570.
1609 Verkauft Paul Maier diesen Garten an Hans Angermüller.
1611 Verkauft dieser den Garten an Cyprian Thiermaier.
1614 Verkauft Thiermaier den Garten an Albrecht von Ratzenried (um 1580-1645). Domherrn von Eichstätt und Augsburg
Die Stadtansicht von Wolfgang Kilian von 1628, Vorlage für den späteren Kupferstich vom Matthäus Merian, zeigt den Garten bereits mit einem Gartenhäuschen.
1683 - 1717 gehört der Garten 'bei denen Capucinis gelegen' Willibald Kerla (1642-1717), Kanonikus in Unserer Lieben Frauen Pfarrstift, jährlicher Zins ans Kloster Rebdorf 22 1/2 Kreuzer (= 3 Schilling).
Im Steuerbuch der Stadt Eichstätt von 1696 findet sich der erste schriftliche Beleg für das Gartenhaus: 'Herr Willibaldus Kerla 1 Gartl im Capuciner-Gässl sambt einem Hauslein ... Wert: 150 Gulden.' Da sich Kerla beklagte, das Grundstück sei zu hoch taxiert, wurde der Betrag, nach dem die jährliche Stadtsteuer berechnet wurde, auf 120 Gulden herabgesetzt.
1717/1719 kaufte Johann Jakob Biba (1670- 1735), Kanonikus bei Unserer Lieben Frau, den Garten von den beiden Testamentvollstreckern Kerlas um 330 bzw. vom Kollegiatstift 'Unserer Lieben Frau' um 425 Gulden. Biba war der älteste Sohn des aus dem Misox-Tal (Saxenthal in Graubinten) zugewanderten Johann Biba, der 1664 als 'murarius Italus' eine der Töchter eines Eichstätter Bierbrauers heiratete, 1678 bereits als Eichstätter Bürger Meister wurde und 1713 als Handelsmann starb. Bei seinen 8 Kindern waren der hochfürstliche Maurermeister Jakob Engel bzw. dessen Frau Anna Taufpaten.
Johann Jakob Biba ließ 1726 für sich und die 'Bibiana Familia' ein an der Westmauer des Ostfriedhofs erhaltenes Grabmal errichten, vermutlich waren er und sein Bruder Johann Georg Biba (1684 - 1735), Kanonikus im Willibaldschor, die letzten der Familie in Eichstätt.
1734 ist Biba noch einmal als Grundstücksnachbar genannt. Nach seinem Tod dürfte der Besitz an einen auswärtigen Verwandten gekommen sein, der 1737 als Witwer eine der Töchter eines aus Savoyen stammenden Handelsmanns in Eichstätt heiratet.
Joseph Maria Biba (um 1694 - 1762), Handelsmann, wird 1759 als Nachbar eines der zum Waisenhaus gehörenden Gärten genannt. Bei seinen in Eichstätt geborenen Kindern ist der Hofbaudirektor Gabriel de Gabrieli Taufpate.
1777 verkauft die Witwe Maria Walburga Biba, geborene Schetto (1698 - 1778), Garten und Gartenhaus für 1100 Gulden an Franz Fidel Freiherr (seit 1781 Graf) von Thurn zu Valsassina (1738 - 1794), Domherr von Eichstätt.
1794 (zwei Wochen vor seinem Tod) verkauft Graf Thurn Garten und Gartenhaus für 1350 Gulden an Eberhard von Clanner (1747 - 1828), Kanonikus und Stadtpfarrer bei 'Unserer Lieben Frau', dessen Schwester 'Fräule' Rosalia (1750 - 1806) und beider Schwager Joseph Yberle (1747 - 1819), Hofrat und Geistlicher Rats-Sekretär.
Joseph Yberle, dem der Garten zuletzt allein gehörte, besaß von 1791 bis 1819 die Häuser Gabrielistraße 8 und Marktgasse 7 sowie seit 1805 den ehemaligen Domherrnhof Speth, den heutigen Gasthof Krone.
1819, nach seinem Tode, kamen dieses Anwesen (im Wert vom 5600 Gulden) sowie Garten und Gartenhaus vor dem Kapuziner-Tor ( im Wert von 550 Gulden) zur Versteigerung. Den Besitz bei den Kapuzinern ersteigerte Eberhard Yberle (1790 - 1840), Schreiber am Landgericht, ein unverheirateter Sohn des Hofrats, für 1000 Gulden.
Im Plan 'Eichstätt im Jahre 1817' hat das Gartenhaus noch keine Hausnummer. Im Urkataster der Stadtgemeinde Eichstätt von 1839 wird es erstmals mit der Haus-Nr. F 56 und als 'Gartenhaus, welches zur Wohnung eingerichtet ist' bezeichnet.
1840 stirbt Eberhard Yberle in diesem Gartenhaus. Seitdem wechselten die Besitzer häufig.
1881 kaufen die Schuhmacherseheleute Johan Rackl (1850 - 1936) und seine Frau Walburga geborene Sturm (1843 - 1922) Garten und Gartenhaus für 5142,86 Mark. 1888 wird der deutsche Kamin umgebaut, aus dieser Zeit ist ein Grund- und Aufrißplan erhalten.
1889 erwirbt die Waisenhaus-Stiftung das Grundstück und das 'Gartenhaus, welches zur Wohnung eingerichtet ist, ...Wurz- und Baumgarten' von den Eheleuten Rackl für 5200 Mark. Die Waisenhaus-Stiftung ist 1968 zugunsten der Heilig-Geist-Spital-Stiftung aufgehoben worden.
1907 wird das Gartenhäuschen renoviert.
Bei den neuen Hausnummerierung im Jahr 1957 erhält es die Bezeichnung Gottesackergasse 16. Das Häuschen war bis 1972 vermietet.
Nach einem Brand im Jahre 1995 wurde es von Dr. Ludwig Bauer umfassend und denkmalpflegerisch kompetent renoviert, es stellt nun wieder ein ansehnliches architektonisches Kleinod dar.

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