EK-Archiv, Quelle J. Ettle

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14. Febr. 1913
Verschönerungsverein. Die diesjährige Mitgliederversammlung des hiesigen Verschönerungsvereins im Herzogbräusaale am letzten Mittwoch wurde von dem Vorstande Herrn General Ulrich mit dem Ausdruck der Freude über den zahlreichen Besuch eröffnet. Das vergangen Jahr sei für den Verein ein sehr günstiges gewesen, indem die Schäden des Vorjahres soweit als möglich behoben werden konnten Dank der außerordentlichen Gaben, die dem Verin zugeflossen seien. Besonderer Dank gebühre dem Tourig-Club und seinem eifrigen rührigen Vorstand Herrn Oberlandesgerichtsrat Laucher, der in einem Vortrag mit Eintrittsgebühren zum besten des Vereins hielt, wodurch demselben eine außerordentliche Beisteuer von 157 Mk. zufloß. Auch sei der Touring-Club dem Verein als Mitglide beigetreten. Für Aufforstungen nach Anpflanzungen sei sehr viel geschehen zudem nicht weniger als 17 000 Forst- und Straßenpflanzen angeschafft worden. Die Zahl der Mitglieder habe sich wiederum um 9 vermehrt und betrage jetzt 358. Sehr anerkennenswert sei, daß viele Leute dem Vereine angehören, in deren Hauhaltbudget die Ausgabe von jährlich 2 Mk. immerhin etwas ausmacht. Die Meisten Mitglieder verliere der Verein durch Wegzug von hier. Zugegangen sind 33, ausgetreten 3 Mitglieder, weggezogen 21. Gestorben sind die Mitgleider Domkapitula Weigl, Privatier F. X. Stößl, Frau Buchdruckereibesitzerwitwe Däntler, Frau Privatiere Lanz und einen Tag vorher noch Gärtner Schuster, zu deren Andenken sich die Verammlung von den Sitzen erhebt. Seminar und das Institut der Englischen Fräulein, und die Gemeinde Wintershof. Die Kasse hatte eine Einnahme von 1438 Mk. 52 Pf., eine Ausgabe von 1319 Mk. 92 Pfg, und einen Aktivrest von 118 Mk. 60 Pfg. Dem Kassier, Hernn Juwelier Brönner, wurde für seine umsichtige Kassenführung Dank und Anerkennung ausgesprochen, die ihm um so mehr gebühren, als er auch stets mit großem Eifer darauf bedacht sein, daß dem Vereine neue Mitglieder zugehen. Für den Residenzplatz sei geschehen was notwendig war. Die Drahteinfassung wurde befestigt. Dagegen konnte dem Wunsche auf Beschaffung einer Eisengitterumfriedung nicht Rechnung getragen werden, da dieselbe auf 1000 Mk. zu stehen komme und soviel Geld könne für dieselbe nicht ausgegeben werden. Auf der Schießstättberg- und Ochsbräukellerseite seien die vorhandenen Wege nicht unwesentlich gebessert, verschiedene Anpflanzungen usw. betätigt worden. An der Aumühlseite konnte Dank des Brauereibesitzers Herzog, der wiederum ein Fuhrwerk unentgeltich zur Verfügung stellte, mehrer Wege bekiest werden. Auf dem Wege zum Freibade wurden mehrere Bäume gesetzt. auf der Siechhofseite wurden die verschiedenen Wege gebessert und umfassende Anpflanzungen vorgenommen. Auf der Frauenber- und Burgseite wurde wesentlich wesentlich nichts getan, nur die Wege wurden in ordentlichen Stand gehalten. Die Anpflanzungen des Burgweges zur Hofmühl wird Herr Forstrat Gareis weiter verfolgen. Auf der Wintershofer Seite macht die Bekiesung der Wege große Schwierigkeiten. Großes Lob wurde dem Oekonomen Herrn Eichiner gespendet, weil er gestattete, daß an dem sog. Gougerbauernweg durch Legung von Steinen eine bedeutende Verbesserung angebracht werden konnte. In der Tat ist diese Verbesserung auf das Allerfreudigste zu begrüßen, denn bei der geringsten ungünstige Witterung herrschte an dieser Stelle ein Schmutz, daß sie fast nicht gangbar war, was zur Folge hatten, daß die meisten Spaziergänger vor dem Passieren deselben zurückschreckten und lieber umkehrten. Es wäre nun dringend zu wünschen, daß auch am oberen Wege die Steine noch eine Strecke weiter gelegt werden würden, als dies jetzt der Fall ist. Merkwürdigerweise hatten auf dieser Seite die Anpflanzungen am wenigsten gelitten, so daß nur einige Nachforstungen nötig waren. Mit der Begrünung der Böschungen soll fortgefahren werden. Die Anpflanzung von Epheu und wildem Wein an der Stadtmauer machen gute Fortschritte. Auf dem Wege zur Militärschwimmschule seine ein Dutzend Bäume und am sog. Hechtengraben mehrere Weiden gepflanzt worden. Leider stieß die Anpflanzung von Weiden an anderen Stellen auf einen solchen Widerstand der betr. Grundbesitzer, daß sie unterbleiben mußte. Die Bänke befinden sich alle in einem guten Stande und an mehreren Stellen seien neue Angebracht worden. Hinsichtlich der Anträge vom vorigen Jahre teilte der Herr Vorstand mit, daß dem Wunsche auf die Benennung der neuangelegten Wege nach alten Bezeichnungen soweit als möglich Rechnung getragen wurde. So wurde ein Weg hinter dem Garnisonslazarett mit Lämmertalsteig, Schemenbergweg, Galgensteig, Klausenweg usw. benannt. Dem Wunsche die Martesäule nördlich des Parkhauses wieder ... und Stelle oder an einer anderen bessergeschützten Stelle angebracht werde, konnt leider nicht Rechnung getragen werden, da die Säule etwas ruinös ist und daher am Eingang des neugeschaffenen Luitpoldmuseums Aufstellung fand. Für den Heimat- und Naturschutz wurde getan, was möglich war. Unterstützung in diesen Bestrebungen fand der Verein von dem Herrn Hochschulprofessor Dr. Schwertschlager, Forstrat Gareis und Universitätsstudent Kiener. In einer Eingabe an die K. Regierung wurden verschiedene Leitsätze zu einer entsprechende Bewertung aufgestellt. Herr Dompfarrer Nusser machte hiebei die erfreuliche Mitteilung, daß er in den Schulen die Jugend für den Naturschutz zu interessieren suchte und daß er die Schüler der 7. Klasse gewissermaßen als Polizeiorgane über die unteren Klassen aufstellte, was sich sehr gut gewährt habe, so daß in dieser Beziehung ein wesentlicher Fortschritt verzeichnet werden kann. Sollte indessen von irgend jemand eine Schädigung von Bäumen oder Pflanzen seitens der Schuljugend beobachtet werden, so möge man ihm hievon Mitteilung machen, er werde dann den betr. Schüler auf seinen Frevel gewiß in entsprechender Weise aufmerksam machen, damit er denselben ein zweitesmal nicht mehr verübt. Auf Eingabe des Vereins wurde das Einfangen der Raupen und des Schmetterlings Apollo verboten; ein Verbot für das ganze Land konnte nicht erreicht werden. Die Bepflanzung des Gottesackers mit Bäumen fand beim Magistrat zwar große Sympathie, sie stieß aber auf anderweitige Hindernisse, so daß sie bis jetzt nicht betätigt werden konnte. Die Angelegenheit wird im Auge behalten werden. Aus der Versammlung heraus wurde der dringende Wunsch auf eine Verbesserung der Wege geäußert. Die Müllabfuhr läßt sich leider mit Rücksicht auf die Lage vieler kleiner Hausbesitzer nicht so durchführen, wie es wünschenswert wäre. Doch können sich auf diesem Gebiete die erzielten Resultate sehen lassen. Für den Fensterschmuck der Häuser mit Blumen konnten auch heuer wieder einige Prämien verteilt werden. wi im vorigen Jahre, so hat sich auch in diesem Jahre Herr Kunstgärtner Engert große Verdienste um die Blumenzucht dadurch, daß er die Jugend für dieselbe zu interessieren suchte. Die Kinder konnten bei einem Feste, das in der Turnhalle in St. Walburg veranstaltet wurde, sehr schöne Blumen aufweisen. Die Anlage eine Weges vom Geisberg bei Winterhof zur Einsiedlerklause kann nunmehr Dank der Bemühungen des Herrn Stadtsekretärs Eschenbacher verwircklicht werden. Die Gemeinde erhebt keinen Widerspruch mehr und erhält eine Anerkennunggebühr von jährlich 10 Mark, ist aber dafür Mitglied des Vereins geworden. Das Ausroden von Hecken konnte wiederholt verhindert werden. Da sich gegen diesen Tätigkeitsbericht ein Widerspruch nicht erhof, sokonnte zum zweiten Punkte der Tagesordnung, der Ausschußwahl, geschritten werden. Herr Dompfarrer Nusser beantragte unter Betonung der großen Zufriedenheit, die die Tätigkeit des bisherigen Vorstandes sowei der übrigen Ausschußmitglieder bei allen Mitgliedern gefunde, die Wahl per Akklamation vorzunehmen. Ein Widerspruch erhob sich gegen diesen Vorschlag nicht und wurde die bisherige Vorstandschaft einstimmig wieder gewählt. Von dem dritten Punkte der Tagesordnung "Anträge" wurde heuer kein so ausgiebiger Gebrauch gemacht wie in früheren Jahren - ein Beweis dafür, daß die Vorstandschaft ohnehin auf alles bedacht ist, was irgendwie vom Verschönerungsverein getan werden könnte. Einen Antrag die Wege mit Kohlenlösche statt mit Kies zu unterhalten, konnte eine allgemeine Berücksichtigung nicht in Aussicht gestellt werden, die die meisten Wege von der Stadt unterhalten werden, die schon wiederholt Versuche mit Kohlenlösche gemacht ahbe und die Wege, die der Verein unterhält, billiger und bequemer mit Kies versehen werden können. Der Weg von der Spitalstraße bis zum Lokalbahnhofe soll mit einer Traverse versehen werden. Herr Forstrat Gareis macht auf die Versuche aufmerksam, die entweder mit Dynamit- oder Cahlzitpatronen zhur Lockerung des Bodens gemacht werden. Nichts sei mehr zu befürchten für die Anpflanzungen des Vereins als ein heißer Sommer. Stehen die Pflanzen auf einem ungelockerten Boden, so könne sich die Wurzeln derselben nicht ausbreiten und verdorren. Befinden sie sich dagegen auf einem gelockerten Boden, so können sich die Wurzeln ausbreiten und sind dadurch, daß sie in der Tiefe auf mehr Feuchtigkeit stoßen, vor dem Verdorren geschützt. Er glaube, daß die Vorstandschaft um so mehr auf seine Anregung eingehe, als ein solche Patrone auf 20 Pfg. zu stehen kommt. Nachdem weitere Wünsche und Anträge nicht mehr geäußert wurden, wurde die Versammlung von Herrn General Ulrich mit herzlichen Dankesworten für das Verrauen, das man ihm auch heute wieder entgegenbrachte, geschlossen, nachdem er noch unter dem Beifall der Anwesenden das Versprechen gegeben , solange ihm Gott die Gesundheit verleihe, seine Kräfte in den Dienst des Vereins zu stellen.

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