EK-Archiv, Quelle J. Ettle

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24.02.1904 Lokales und aus der Umgebung
Eichstätt. Die am Montag, den 22. ds. im Herzogbräusaale statgehabte diesjährige Mitgliederversammlung des Verschönerungsvereins war gut besucht, erfreulicherweise insbesondere auch von Angehörigen des Bürgerstandes. Der Vorstand leitete seine Darlegungen über das abgelaufene Vereinsjahr mit einem kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins ein, denn, im Jahre 1873 gegründet, ist der Verein nunmehr in das vierte Jahrzehnt seiner tätigkeit eingetreten, seinige der hiebei gemachten Angaben seiner hier ihres vielleicht allgemeinen Interesse wegen erwähnt. Der erste Aufruf zur Bildung eines Vereins erging in den genannten Jahren von dem damaligen Hausgeistlichen in Rebdorf Herrn Brehm; bei der Anerkennung des Vereins durch das frühere k. Bezirksgericht Eichstätt betrug die Mitgliederzahl 30, Ende des Jahres 1873 erhob sie sich - Dank insbesondere dem sofortigen Beitritte fast der gesamten Geistlichkeit, das ganze Offiziercorps und vieler Beamter - bereits auf 191, um bis zum letzten Vereinjahr 1903, hauptsächlich in Folge immer regerer Teilnahem der Bürgerschaft bis auf 250 zu steigen. Der erste Vorstand des Vereins war der damalige k. Bauamtmann Herr Zellner, von ihm rührt der schöne Wahlspruch des Vereins her: "Was du nicht allein vermagst, dazu verbinde dich mit Anderen, die das Gleiche wollen.
In der Einigung wächst die Kraft. 1879-1893 Stand der verstorbene kgl. Hauptmann a. D. Bausewein, dessen umsichtiger und unermüdlicher Tätigkeit außerordentlich viel zu verdanken ist, an der Spitze; es folgden die Herren Privatier Zimlich und Rechtanwalt Frank, während von 1896-1903 Herr Prof. Klauer die Geschäfte leitete. Das Viele und Wertvolle, was gerade in diesem letzten Zeitabschnitt geschaffen wurde rund 15300 Mark verausgabt; einige Hunder Mark abgerechnet, die für von auswärts bezogene Bäume ec. bezahlt wurden, floß diese ganze Summe wieder hiesigen Geschäftsleuten und Arbeitern zu. Die Zuschüsse des Stadtmagistrats hoben sich im Laufe der Jahre von anfänglich kleine Summen bis auf den jetzt in dankenswerter Weise dauernd in Aussicht gestellten Jahresbeitrag von 150 M. Gering sind die Zuschüsse seitens des Staates für den Residenzplatz (jährlich 48 Mark), die in keinem günstigen Verhältnis zu den diesbezüglichen Ausgaben (in den letzen 10 Jahrn m Durchscchnit 120 M pro Jahr) stehen.
Ganz bedeutente, äußerst wertvolle Unterstützung wurde dem Vereine wiederholt durch die Direktion des kgl. Arbeitshauses Rebdorf zu teil. Gar viele höchst begrüßenswerte Besserungen und Neuanlagen hätten besonder auch in den letzten Jahren , ohne diese Hilfe unterbleiben müssen. Die Mitgliederversammlung verfehlte denn auch nicht dem Herrn k. Direktor Düll, der die Freundlichkeit hatte, der Versammlung anzuwohnen, den wärmsten Dank auszusprechen für sein außerordentlich liebenswürdiges Entgegenkommen. Ueber die Hauptpunkte des vom Vorstand im weitern Verlauf des Abends gegebenen Rechenschaftsberichtes pro 1903 sind unsere Leser durch die der letzten Samstags-Nummer unseres Blattes beigegenen Übersicht schon unterrichtet. Vom hiesigen sehr verehrlichten Eisverein wurden nach schon erfolgtem Rechnungsabschlusse dem Verein noch 30 M zum Geschenke gemacht, wofür die Versammlung herzlichsten Dank aussprach. Aus dem weiteren Vortrage des Vorstands über die Vereinstätigkeit im abgelaufenen Jahre und die im neuen Jahre beabsichtigten Unternehmungen, sowie aus der Zahl der mannigfachen Anträge und Wünsche einzelner sei nachstehend noch Einiges erwähnt: Der Residenzplatz kostete viel Geld, er ist das Schmerzenskind des Vereins. Seitens des k. Bauamts besteht große Bereitwilligkeit im Frühjahre mehrere gewünsche Besserungen vorzunehmen und die durch den Brunnenumbau notwendig veranlaßten Beschädigungen der Wege ec. auszugleichen. In sehr entgegenkommender und liebenswürdiger Weise stellte Herr Rentamtman Yblagger seine Unterstützung in Aussicht, wenn der Verein demnächst die Bitte um Erhöhung des jährlichen staatlichen Unterhaltsbeitrages einreicht. Recht viel wurde geklagt über die häufigen Diebstähle an Rosenstöcken und anderen Pflanzn der Residenzanlage, über die fortwährend Beschädigungen der Einfassungen usw. sowie auch das häufige Befahren der nicht für den Fuhrwerkverkehr bestimmten Wege. Die Versammlung ermächtigte den Vorstand Prämien an Polizeiorgane zu bezahlen, denen es gelingt, die Täter der Diebstähle, der Beschädigungen usw. zu ermitteln. Größere Kosten erwuchsen im abgelaufenen Jahre durch Besserungen beim Aufstiege zum Neuen Wege von der Buchtal-Vorstadt her und beim Abstieg zur Westenvorstadt. Eine größere Summe soll auch dieses Jahr wieder für Besserungen am Neuen Wege ausgegeben werden. Beim Cholerakreuz wurden 25 Ahornbäume gepflanzt. In Erinnerung an die für den Weg von der Wolfsdrossel bis zum Kreuz und herab zum Herzogkeller seitens des früheren Vorstandes, Herrn Prof. Klauer, aufgewedete viele Mühe soll dieser mit Ahornbäumen bepflanzte Weg künftig Klauerweg genannt werden, während oberhalb des unteren Schießstattweges in das Lämmertal führende, manachmal als FeldheimerWeg bezeichnete Fußweg zur Erinnerung an Herrn Hauptmann Bausewein, der um diese Anlage besonders besorgt war, Bausewein-Weg genannt werden soll. Größere Beträge müssen im neuen Vereinsjahr auf die Anlage bei der Aumühle verwendet werden, da hier machen Wegstellen gründlicher Besserung bedürfen. Der Fabrikant Gust. Mayer stellt sehr erfreulicher Weise die Aufforstung der ihm gehörigen Oedung an der Westseite der Anlage in Aussicht. Der neue Waldweg östlich des Rosentals, der bei Beginn des Luderbuckweges rechts (südlich) abgeht und zu der großen Buche mit Bank hinführt, die an derm Fahrweg Rosenthal-Parkhaus gleich beim Anfang des Waldes steht, wurde Dank dem entgegenkommen der betr. Waldbesitzer und der Direktion des Arbeishauses rebdorf im Herbst vergangen Jahres angelegt, die Kosten wurden von einem ungenannt sein wollenden Gönner des Vereins getragen; ein anderer Gönner des Vereins lieferte in höchst dankenswerter Weise 200 sehr schöne verschiedene Baumpflanzungen, die ihren Plagtz zwischen den malerischen Fels-Gruppen des Geisberges fanden, wo schon im Jahre 190 die ersten Versuche gemacht wurden, wenigsten teilweise Begrünung herbeizuführen. Der Verein der seine Mittel zu mindestens 90 Proz. jährlich der Unterhaltung des Bestehenden, insbesondere der vielen Spazierwege - sie belaufen sich auf etwa 15-20 Kilometer Länge - verwenden muß, wäre sehr dankbar, wenn auch in Zukunft sich dann und wann einzelne Gönner finden würden, die bei Neuunternehmungen eine hilfreiche, mildtäütige Hand bieten möchten. - Erwähnt sei schließlich noch, daß seitens der versammlung der bisherige Ausschuß durch Akklimation auch für das neue Jahr wieder gewählt wurde und herr Lyzealprofessor Romstock in sehr ankerennenden Worten dem Ausschusse namens des Vereins den Dank für das biherige Wirken aussprach. Wer der Versammlung am Montag angewohnt hat, wird nicht umhin können anzuerkennen, daß der Verschönerungsverein tatsächlich nicht nur bisher eine reiche, dem Genusse unserer anmutigen Gegend zugute kommende Tätikeit entfaltet hat, sondern auch die in jener Versammlung zutage getretene allseitige Anteilnahme an allen Aus- und Weiterbaut des Geschaffenen betreffenden Fragen Ersprießliches für die Zukunft hoffen läßt. Möge die Einwohnerschaft Eichstätts auch ferner die Zugehörigkeit zum Verein als die Erfüllung einer gewiß nicht unbilligerweise zu fordernden Dankespflicht gegen das schon Geleistete betrachten! Väter und Mütter, Lehrer und Lehrerinnen durch Erziehung und Mahnung der Jugend, alle Spaziergänger aber durch gelegenliches persönliches Eingreifen dahin mitwirken - und das wäre mehr wert als als alle polizeiliche Aufsicht - daß das durch gemeinnütziges Streben Geschaffene vor mutwilliger und boshafter Beschädigung bewahrt bleibe und daß gewisse Rohheiten, die so wenig zu dem anmutigen Bilde unserer lieblichen Gegend passen, immer seltener werden!


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